... will mich nicht. Sorry, wenn ich dem Post damit jegliche Spannung genommen habe. Trotzdem ein Bericht der Ereignisse.
Halb zehn, an der U-Bahn-Station Schlump, neben mir an der Ampel ein Mädel mit ausgedrucktem Stadtplan, offensichtlich auch auf dem Weg zum Casting, denn sonst ist um dieser Zeit am Sonntag im Schanzenviertel echt nicht viel los. Ihr Ohr ziert irgendwas Plastikartiges. Keine Ahnung, was das soll.
Im Hotel Mercure an der Messe angekommen türmen sich dort schon die Pärchen in der Lobby. Zehn Minuten vor zehn dürfen wir alle hoch in die Säle "Dammtor" und "Jungfernstieg", kreative Namensgebung ist wirklich eine Stärke von Hamburger Hotels. Am Eingang in den Saal kriegen wir erstmal ein Schild mit unserem Namen aufgeklebt. Das heißt, ich wollte mir das gerne selbst an die Brust kleben, aber das mußte unbedingt diese Tante machen. Befummelt wird man also auch noch. Auf unseren Sitzen angekommen, sprang so eine Tante mit blondierten Haaren und zwei Zöppis nach vorne und faselte dauernd was von "wir". Also "Wir machen das hier" und "ich stelle uns mal vor". Zuerst hielten wir sie für schizophren, doch tatsächlich versteckten sich noch zwei Assistentinnen von ihr im Saal. Die hatten auch Namen, sind mir bloß sofort wieder entfallen. Eine war die Kamerafrau und nach ein paar Belehrungen ging es los mit dem Vorstellen vor laufender Videokamera. Ach so, zuerst mußten wir noch mal so einen Schrieb ausfüllen, wo wir unter anderem angeben sollten, ob wir Single sind. Ich hab das mal wahrheitsgemäß beantwortet, nur um später zu erfahren, daß ich damit zu einem potenziellen Opfer für ein "Herzblatt"-Casting geworden bin. Das sollen die mal versuchen...
Also, alle stellten ihren Partner gegenseitig vor. Meine Mitstreiterin und ich standen dabei zuerst nicht dicht genug zusammen, dann stolperte ich über meine Tasche und mitten im Gesabbel fiel mir auf, daß ich mich krampfhaft am Klemmbrett festhielt, das ich dann auf meinem Sitz entsorgte. Ich wurde dann vorgestellt mit den Worten, daß ich in meiner Freizeit gerne mit meinem Hamster Floppy spiele. Die Zöppi-Frau hatte das irgendwie falsch verstanden und dachte, Floppy wäre ein Computerspiel oder so, das ich mit meinem Hamster spielen würde. Die war echt hohl, aber dadurch wurde es noch etwas heiterer. Sie hatte sich gar nicht mehr so richtig von Floppy und ihrer eigenen Blödheit erholt, noch bei den Fragen fiel sie immer wieder ins Kiechern. Dann gab es 25 Fragen und wir mußten Kreuzchen auf unseren Klemmbrettern machen. Die Fragen waren nicht so schwer, alle richtig hatte ich allerdings bestimmt auch nicht.
Dann durften alle wieder in den Raum vor den Sälen, der im Mercure übrigens recht schäbig wirkt. Unsere Konkurrenten fanden uns anscheinend ganz toll. Zwei saßen direkt neben uns und wollten unbedingt wissen, wie lang meine Diplomarbeit wird. Der eine durfte zu seiner Zeit nicht mehr als 30 Seiten schreiben. Tja, damit wird man heutzutage Schuldirektor. Da wundert einen doch gar nichts mehr. Ein anderer, auch Mathematiker, kam extra zu uns angelatscht, um zu fragen, ob wir noch ein paar von seinen alten Professoren kannten. Die schienen aber alle nicht mehr zu leben.
Dann ging es wieder rein. Fünf Paare kamen weiter, und zwar genau die, auf die ich am Anfang auch locker gewettet hätte. Eines ist klar: Diese Fragen sind
überhaupt kein Kriterium. Du mußt
ein Typ sein, um da weiterzukommen. Von denen, die weitergekommen sind, habe ich das Gefühl, hießen fast alle Dieter und Heinz. Da waren einmal Vater-und-Sohn Dieter und Heinz. Sohn aber schon an die sechzig und Vater dementsprechend um einiges älter. Beide ruhig und "richtige Pfundskerle". Dann Nachbarn-Dieter-und-Heinz, die beide im Partnetlook (wirklich!) waren, nämlich im fast identischen Wildlederblouson. Beide waren früher mal Schulleiter, jetzt sind sie Nachbarn im Vorruhestand und beide haben eine Frau, die Maren heißt. "Aber nicht die gleiche", wie Dieter, der Schelm, oder Heinz hinzufügte. Dann eine Frau im total ausgeflippten Kostüm, die direkt vom Karneval kam und ihren Mann vorstellte mit den Worten: "Er ist viel schlauer als ich. War er schon immer, er war nämlich früher mein Lehrer". Wow, was für ein Skandal in der ARD!!! Zwei kräftig gebaute Frauen, die sich hinter und unter dem Tresen kennengelernt haben und nun beide selbstständig sind (als Tuppertanten?) und Dieter und Heinz, die beide einen identischen Schnurrbart haben, beide Motorrad fahren und saugute Kumpels sind.
Das war's. Es war schon ziemlich lustig, bloß ärgere ich mich, daß ich den supergut schreibenden Stift, den es zum Ausfüllen des Schriebes gab, nicht eingesteckt habe. Es war zwar ausdrücklich nicht erlaubt, aber, hey, es gab noch nicht mal was zu Trinken gestellt!!
Abschließend ist zu sagen, daß ich die Sendung jetzt nie mehr sehen werde. Und das solch typenorientiertes Casting nur ein Indiz für die mangelnden Showtalente für Jörg Pilawa sind, die man zudem auch regelmäßig um 20.15 bei irgendwelchen PISA-Shows erkennen kann. Bei WWM gibt es z.B. nur ein Telefoncasting und trotzdem ist die Sendung doch total gut. Weil Günni Jauch einfach aus jedem was rausholt. Da versucht die ARD es eben anders. Wenn die zwei so lustige und schlaue Mädels wie uns nicht haben wollen, dann eben viel Spaß mit Heinz und Dieter!