Montag, September 19, 2005

Buchkritik "Russisches Poker" von Boris Akunn

Inhalt: Erast Fandorin, Sonderermittler für spezielle Aufträge des Großfürsten von Moskau, hat es diesmal mit einem besonders gewieften Gegner zu tun: Ein Betrüger, der sich selbst den „Pikbuben“ nennt, hält Moskau mit seinen raffiniert ausgeklügelten Gaunereien in Atem. Dabei hat er es vor allem auf die Spitzen der Gesellschaft abgesehen, die er um einige Rubel erleichtert und zudem bloßstellt. Höchste Zeit, daß dem Treiben ein Ende gesetzt wird! Hat Fandorin jetzt etwa seinen Meister gefunden?

Kritik: Der moskowitische Schriftsteller Boris Akunin (ein Pseudonym in Anlehnung an den Revolutionär Bakunin) genießt in seiner russischen Heimat längst Kultstatus. Mittlerweile darf sich auch die deutsche Fangemeinde über sehr regelmäßig erscheinende neue Bände mit Fandorin und neuerdings auch über eine zweite Reihe mit der Nonne Schwester Pelagia als Detektivin freuen. Ihren Charme beziehen die Krimis vor allem durch den geschichtlichen Hintergrund – sie spielen zur Zarenzeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts – und die gute Charakterisierung der Hauptfiguren. Von Band zu Band kommen außerdem weitere Figuren hinzu, wie z.B. Fandorins japanischer Diener. Nicht nur deshalb, sondern auch, um Fandorins Entwicklung besser nachzuvollziehen, empfiehlt es sich daher unbedingt, die Krimis in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Der Einstieg wäre somit „Fandorin“. Obwohl Akunin ziemlich produktiv ist, sind seine Krimis (zumindest bislang) noch keine Fließbandware und jeder Band hat seine erzählerische Besonderheit. Beim „Russischen Poker“ wird diesmal kein Verbrechen aufgeklärt, sondern eher Wert gelegt auf die detaillierte Beschreibung der raffiniert und schelmisch geplanten Coups des „Pikbuben“. Insgesamt eine schöne Idee, auch wenn der Spannungsbogen dadurch etwas holprig wird. Vielleicht nicht der stärkste Band der Reihe, aber immer noch amüsantes Lesevergnügen.